Alternativer Urlaub auf dem Bauernhof
Die sogenannte Puszta-Landschaft Ungarns liegt in der Großen Tiefebene. Das ist aber mehr als eine Region des Landes: das ist ein Begriff, ein Symbol der ungarischen Seele. Auf endlosen Ebenen fährt man und lernt dabei verschiedene Landschaften, andere Kulturen, eigenartige Siedlungsarten und Menschen kennen.
Das ist die Gegend, wo der Gulyas sein Pörkölt schmaust und mit Doppelt gebranntem Barack hinterher spült. Was, Sie halten Gulyás für eine Speise, Pörkölt für eine Kleinstadt und Barack für eine schlichte Behausung? Dann ist Zeit für eine kurze aber intensive Einweisung in die Welt der Madjaren, wie sich die Ungarn in ihrer unnachahmlichen Sprache selbst nennen.
Das ungarische Wort Puszta bedeutet leer, bloß bezeichnet aber auch einen Ort, an dem eigentlich etwas sein müsste, was nicht da ist. Dass es die Stelle dennoch gibt, dass die Puszta zu den populärsten Touristenzielen in Ungarn gehört und bei keiner Rundreise fehlt, nun davon soll hier die Rede sein.
Die Stimmung dieser Region basiert auf mehreren Faktoren: zum einen sind es die geographischen Gegebenheiten, zum anderen ist es die ureigene historische Entwicklung der Bevölkerung. Diese Landschaft hat zahlreiche Künstler inspiriert, sie auf Gemälden, in Gedichten, Liedern, Erzählungen zu verewigen. In dieser Gegend hauste im 19. Jh. der berühmt-berüchtigte Wegelagerer Sándor Rózsa, ein legendärer Bandit mit edler Seele, der den Armen beistand und die Reichen ausraubte.
Hier erstreckt sich die große Agrarfläche des Landes mit ausgedehnten Weizenfeldern und Obstplantagen. Als typische Siedlungsform entstand der Einödhof (tanya), den ausländische Ethnologen für das Vorbild amerikanischer Farmen halten. Die nationalen Naturschutzgebiete der Tiefebene bieten ein überaus reiche Flora und Fauna, bergen etliche seltene, zum Teil sogar nur hier vorkommende Tiere und Pflanzen. Deshalb wurde vor Jahrzehnten der Nationalpark Kiskunság (Kleinkumanien) zwischen der Donau und der Theiß gegründet, in dem sich Urwacholderwälder, Seen, wandernde Sandrücken und seltene Tiere bewundern lassen. Diese Gegend hat einen besonderen Zauber. Sie lockt zum Entspannen in einer schilfgedeckten Csárda, wo man bei einem harmonischen Sandwein sinnieren kann, wie das Leben wohl vor einigen Jahrhunderten ausgesehen haben mag.
Der Reisende findet gemütliche Heideschenken, er sieht ungestüme Pferdeherden und friedlich grasende Kuhherden. Dazu gesellen sich die verschiedensten Puszta- und Kulturprogramme, die man eigentlich nicht auslassen dürfte.
Erholungsbedürftigen Touristen bietet die Tiefebene alles, was Körper und Seele erfrischt: romantische Gehöfte, kühle Seen und Flüsse, heilende Thermalbäder, idyllische Ausflugsorte, prächtige Folklorevorstellungen, interessante kulturelle Darbietungen, Festivals, köstliche Speisen und feurige Weine. Im Sommer herrscht fast immer strahlender Sonnenschein, und die Qual der Wahl liegt bei Ihnen: baden oder angeln, paddeln oder radeln, Tennis spielen oder in den Sattel steigen, eventuell auf die Jagd gehen…
Ungarn besitzt die meisten Heilwasserquellen in Europa, und ein bedeutender Teil dieses Naturschatzes befindet sich in der Tiefebene. Die international bekannten Heilbäder bringen vor allem bei schmerzenden Gliedmaßen und Frauenleiden, aber auch vielen anderen Beschwerden Linderung. Zu den bekanntesten Stätten des Kurtourismus gehören die wunderschön gelegenen Frei- und Heilbadkomplexe von Kiskunmajsa, Kiskunhalas, oder jenseits der Theiß Gyula, an dem schon die Türken 1518 ein Bad errichteten.
Die kulturellen Besonderheiten können Sie in den größeren Städten, wie Kecskemét, Szeged und Debrecen genießen. Aber fast alle Kleinstädte und Dörfer haben ihre eigenen Festivals und Kulturwochen, die größtenteils die Örtliche Bevölkerung für sich selbst und natürlich für die Gäste organisiert. Es ist ein wunderbares Erlebnis, mit ihnen gemeinsam zu feiern.
Und wo kann man übernachten und Verpflegung bekommen. Wenn Sie die Puszta-Romantik wirklich fühlen wollen, dann probieren Sie einen echten Bauernhof aus. Die Stille und die Stimmung sind unvergesslich. Morgens Kuh melken, vormittags reiten, nachmittags mit Fahrrad in der Umgebung bummeln, abends an einem Programm teilnehmen… Einmaliges Erlebnis für Erwachsene und Jugendliche!
Haben Sie Appetit auf Pörkölt bekommen, also auf ein Gulasch, wie es ein Gulyás, also ein Pferdehirt in seinem transportablen Kupferkessel mitten in der Puszta köchelt? Buchen Sie so schnell es geht, eine Reise nach Ungarn, vergessen Sie Budapest, die mitteleuropäische Metropole an der Donau nicht und auch nicht den Balaton, an dessen Ufer es zugeht, wie auf Mallorca und aussieht wie in Österreich!
Lajos Káposzta
2008