„Karikás“ – die Peitsche der ungarischen Pferdehirten
Geht man zu einem Pusztaprogramm, wo Burschen in traditionaler Tracht ihre Reitkunst dem Publikum zeigen, sieht man in der Hand der „Tschikoschen“ (Pferdehirten) die sog. „karikás“, also die berühmte Hirtenpeitsche, die sie oft in der Hand halten. Zum Program gehören auch die Peitschenknälle.
Wie ist das mit der ungarischen Tradition verbunden?
Dieses Gebrauchsmittel besteht aus einem kurzen Stock und langen Lederseil. Das war die „Waffe“ und das Treibmittel der ungarischen Hirten. Unabhängig davon, ob Graurinder bis auf den Ulmer Viehmarkt oder Pferde in die Wiener Kasernen mussten getrieben werden, hoben die Männer diese Peitsche namens „Karikás“ (sprich: karikahsch) in die Höhe. Die Knälle, die durch Luftexplosion entstehen, dienten als Schreckton, damit die Tiere sich fortbewegen. In manchen Fällen wurden mit der „Karikás“ auch Schläge erteilt, aber nur in der nötigen Härte. Und man kennt auch Geschichten darüber, wie die ungarischen Wegelagerer („Betyáren“) mit diesem Arbeitsmittel sogar Säbel und Pistole aus der Hand der Gendarmen und Soldaten herausgerissen haben.
Da es keine „Legende“ ist, wurde beim Bócsaer Schweineschlachtfest in live vorgeführt und bewiesen. Die da gastierende, Originaltracht tragende „Wegelagerergruppe“ sorgte für die authentische Stimmung und führte — wie auf den Fotos gut zu sehen ist — die ehemalige Kampfkunst mit der Peitsche spektakulär vor.
Lajos Káposzta
2016