Sensationeller Fund von einem ungarndeutschen Archäologen!
Hat jemand schon nachgedacht, seit wann Menschen auf dem Sandrücken in Kleinkumanien/Kiskunság leben? Die Antwort ist unsicher, aber in einem sind sich die Fachleute einig: dieses Gebiet ist seit Jahrtausenden bewohnt. Klimawandel, die Flut der Donau und das angrenzende Römische Reich im Altertum haben den Alltag der da lebenden Völker wesentlich beeinflusst.
Es sind mehrere Funde bekannt, die wichtige Informationen über die Geschichte der ehemaligen Bewohner dieser Landschaft liefern. Unter der Leitung des Kecskeméter Archäologen, Gábor Wilhelm, wurden in den letzten Jahren wertvolle Funde bei der Ausgrabung in der Nähe von Kiskőrös ans Tageslicht befördert. Die sind bedeutende Beweise für eine Kultur, die hier einst lebendig war.
Gábor Wilhelm führt uns zurück in die Bronzezeit vor 3.600-3.700 Jahren. Die Menschen kennen das Eisen noch nicht. Sie stellen ihre Waffen und Schmücke hauptsächlich aus einer Legierung, der Bronze her. Und was sie noch kennen und verwenden, ist das Gold!
Als heutiger sensationeller Fund gelten Bruchstücke einer Goldkette aus 11 Teilen, mit einem Gewicht von 170 Gramm! Das ist der bedeutendste Schatz aus Gold auf dem Donau-Theiss-Zwischenstromland aus dieser Epoche. Die Kette bestand aus mehreren Elementen, alle 22-Karat Gold, eine sehr feine Arbeit. Wo die anderen Teile sind? Im Laufe der Jahrhunderte bei landwirtschaftlicher Tätigkeit gefunden…
Aber der Ort der Ausgrabung ist ansonsten unberührt und liefert zahlreiche Informationen!
Wie der Archäologe mitteilte, es war schon lange bekannt, dass die Erde noch viele Geheimnisse birgt. Im Laufe der Ausgrabungsarbeiten zeigte sich dann, dass es sich um eine ehemalige Insel handelt. Diese etwa 120 cm große Erhöhung diente einem Stamm als Unterkunft und Wohnort. Um die Siedlung herum hatte Wasser gestanden: wahrscheinlich ein alter Donau-Arm. Aufgrund der Scherben, Gebrauchsmittel, Waffenreste und 76 bronzenen Schmuckstücken kann man dieses Volk in die sogenannte „Vatya“-Kultur einreihen. Neben den Goldstücken zählt ein aus Knochen geschnitztes Pferdegeschirr-Stück zu den wertvollsten Funden. Ein Beweis dafür, dass diese Leute auch Pferde besessen hatten.
Wie verlief das Leben in dem Dorf? — könnte man die Frage stellen.
Nach dem Freilegen von 7000 Quadratmetern kann man viele Möglichkeiten in Betracht ziehen. Herr Wilhelm vertritt die Ansicht, dass es 50 bis 60 solche Zentralen zwischen der Donau und der Theiss gab. Die ehemaligen Siedlungen in Tiszaalpár, Érsekhalma und Solt-Tételhegy können z. B. auch hierher gerechnet werden. Die Menschen, bzw. die Familien gründeten damals „Klans“, die Jahrhunderte lang existierten. Sie waren genötigt, neben Wasser zu leben, sei das Fluss oder Teich. Wir wissen, dass sie fischten, jagten, kochten, brieten und dazu sie die nötigen Kommunikationsmittelbesaßen. Die Frauen trugen Arm-Spiralen, Juwelen waren aber bei Männern auch akzeptiert. Ähnliche Kulturen aus dieser Zeit sind auch anderswo bekannt. Denken wir an das Mittlere Reich in Ägypten, oder an die Kultur von Mykene auf der Insel Kreta!
Es bereitet den Archäologen auch eine große Freude, dass das Gebiet eigentlich unberührt war. Großes Missvergnügen bereiten ihnen jedoch die Personen, die die Ausgrabung bei Nacht mit Detektoren aufsuchten, um Metall zu finden. Dank dem Fehlen des Kunstdüngens in der Landwirtschaft blieben die Metallstücke unter der Erdein gutem Zustand. Man kann nur hoffen, dass diese Ausgrabung später weitergeführt wird.
Gábor Wilhelm
Der Archäologe des Kecskeméter Museums stammt aus einer ungarndeutschen Familie. Sie lebten früher in Almasch/Bácsalmás in Südungarn. Er war Mitarbeiter zahlreicher Ausgrabungen, so in Kiskunmajsa, Cegléd, Kecskemét und Lakitelek. Wie er erzählte, die deutschen Wurzeln sind bei ihm noch präsent, wenn er die deutsche Fachsprache verwenden soll. Sonst sind seine „Sprachmittel“ aber anders: Pinsel, Spaten und Lupe — bei den Ausgrabungen, die ihn in ein Zeitalter vor 1000-2000-3000… Jahren zurückführen
Káposzta Lajos
2016.